Zwei kleine Anekdoten am Rande
„Präsentieren Sie noch oder faszinieren Sie schon? „
In diesem Jahr 2010 wurden mir zwei Erfahrungen zuteil, die ich gern hier an dieser Stelle erzähle, weil sie einen Aspekt meiner Arbeit bestens illustrieren.
Im Januar sollte ich den Impressionisten Claude Monet vorstellen und als ich ankam, stellte ich fest, man hatte mir irrtümlicher Weise den falschen Projektor zur Verfügung gestellt. Statt des verlangten Overhead-Projektors stand da ein Dia-Projektor. Die Veranstalter bemühten sich nach Kräften – wirklich, alle Hebel wurden in Bewegung gesetzt- den richtigen Apparat zu organisieren, welcher dann tatsächlich ca. 10 Minuten, nachdem ich angefangen hatte zu reden, gebracht und installiert wurde. Bloß: er war defekt! Es war höhere Gewalt. Ich sollte, ich musste an diesem Tag über Claude Monet, sein Leben, sein Werk referieren, ohne ein einziges Bild zu zeigen. Und es gelang mir, Gott sei Dank, die zahlreichen Zuhörer mit der bloßen Kraft des Wortes auf die Reise durch die fesselnde Vita von Claude Monet mitzunehmen. Es spricht natürlich fürs Publikum.
Im März wiederholte sich das Horror-Szenario und das war noch schlimmer, denn hier ging es um die Präsentation meines Vortrags über die „Frauen in der Karikatur des frauenfeindlichen 19. Jahrhunderts“. Kaum hatte ich angefangen zu reden, kaum hatte sich das Publikum auf einen ausgesprochen unterhaltsamen, genussvollen Vortrag eingestellt, den die gezeigten Karikaturen besonders köstlich hervorhoben, ging der Apparat aus und ging, den Bemühungen eines ganzen Veranstalter-Teams zum Trotz, nicht mehr an. Nun, wie sollte es weiter gehen? Wir haben uns mit den Mitteln vom Bord ausgeholfen. Ein „Assistent“ ging durchs Publikum und zeigte die auf den weißen Hintergrund eines aufgeschlagenen Gästebuchs gelegten Folien und ich erlebte einen der schönsten Abende meiner ganzen Karriere als Vortragende. Wir erlebten ihn gemeinsam, das Publikum und ich. Aus der Panne wurde ein besonders intensives, intensiv verbindendes Erlebnis. Eine junge Dame aus dem Publikum kam später zu mir und erzählte mir von einer Sendung im TV, bei der es um Rednerkunst ging (die auch auf visuelle Supports zurückgreift, um vom unbefriedigenden Text abzulenken) und deren Motto war: „ Präsentieren Sie noch noch oder faszinieren Sie schon?“. Das sei nämlich der springende Punkt.
Ja, meine Vorträge leben eigentlich vom Wort. Ich bin diesen beiden Pannen, die so gesehen dann Sinn machen, dankbar für diese Erkenntnis.