François CAVANNA
Schriftsteller, humoristischer Zeichner, Mitbegründer und Chefredakteur von Hara- Kiri und Charlie Hebdo
Seit dem Attentat auf die Redaktion von Charlie Hebdo am 7. Januar 2015 ist die französische Satirezeitschrift allen bekannt. Der besondere Geist der Zeitschrift muss nicht mehr hierzulande erklärt werden: Er liegt in dem Benennen des Unnennbaren, im Anfassen des Unanfassbaren, im Zerstören von Tabus, im chronischen Überschreiten des Limits des guten Geschmacks. Das Ganze in der Traditon des esprit gaulois, dieses französischen Merkmals seit Rabelais. Aber wer kennt François Cavanna, der zusammen mit Bernier, genannt Professor Choron, 1960 Hara Kiri und später Charlie Hebdo ins Leben rief, nachdem er der Reihe nach Postangestellter, Maurer und Fabrikarbeiter gewesen war? „…Wir wollten keine Zeitung für Intellektuelle, wo du mindestens 5 Jahre studiert und die kompletten Ausgaben von Marx, Freud et Trotzki gelesen haben musst, um mitzukommen. Wir machten kein Ding für die Elite, … sondern für Leute wie du und ich eben. Sehr schnell wurde Hara-Kiri brutal, fies und umstürzlerisch. Humor ist halt nicht harmlos. Humor ist grausam. Humor zieht blank, urteilt, kritisiert, geißelt und tötet. Humor kennt kein Mitleid. Prinzip Nr. 1: Nichts ist tabu. Nichts ist unantastbar. Nichts ist heilig, Nicht mal deine eigene Mutter. Über das Schlimmste muss am lautesten gelacht werden, über den Hunger in der Welt, über die Armut, die soziale Ungerechtigkeit, den Krieg, den Holocaust…Was wir machten, gefiel nicht jedem. Es hagelte immer häufiger, immer mehr an Reklamationen, Protesten und Beleidigungen. Wir fanden es toll. War es doch der Beweis, dass wir gelesen wurden.... Finanziell kamen wir nicht über die Runde, aber man kann nicht alles haben. Du musst wissen, was du willst, äh! Entweder viel Geld verdienen oder tun, was dir gefällt“…
Suzanne Bohn erzählt hier das fesselnde Leben des im Privatleben schüchternen, menschenscheuen und harmoniesüchtigen Franco-Italieners, (Sohn eines Maurers aus Bettola und einer französischen Putzfrau), der Chefredakteur der bissigsten, provozierendsten Satire- Zeitschrift Frankreichs wurde. Permanent rote Zahlen schreibend, genauso regelmäßig verboten, sogar 11 Jahre lang eingestellt, ständig Beleidigungen, Reklamationen, wüsten Beschimpfungen und permanent Prozessen ausgesetzt, Charlie Hebdo war permanent gefährdet. Doch nichts konnte die virtuose Karikaturisten-Mannschaft von Charlie Hebdo dazu bewegen, ihre Meinung nicht zu publizieren. Auch nicht Morddrohungen! Francois Cavanna starb ein Jahr vor Charlie Hebdo an den Folgen der Parkinson- Krankheit im Alter von 90 Jahren.
Achtung: Die Lesung mit dem Vortragen von Original-Zitaten und dem Zeigen von Charlie Hebdo-Zeichnungen ist für sensible Seelen nicht geeignet. Einlass an der Kasse nur gegen Vorzeigen des mitgebrachten Humors !