Maurice GENEVOIX

 

 

Auftragsarbeit für das Burgund- Haus in Mainz in 2014 zum 100. Jahrestag des Ersten Weltkriegs

 

 

Maurice Genevoix hatte das Glück in der tiefen Provinz eines vom Modernismus noch nicht berührten Frankreichs geboren zu werden, zu einer Zeit, „da die Menschen noch solidarisch waren„…„wo ein paar heruntergefallene Pfirsiche und ein Glas Milch, das man bei einem Bauern anlässlich einer großen Radtour zum Durstlöschen angeboten bekam, nach Glück schmeckten“, wo jemand, der Schulden hatte, das geliehene Geld Franc für Franc auf den sou genau zurückzahlte. Damals war nämlich Geschäftsmoral noch ein verpflichtender Begriff: Das schreibt der Autor u. a. in seinen wunderbaren Erinnerungen „An der Uhr meines Kirchturms“.Eine paradiesische Kindheit, indolent und souverän von dem königlichen Fluss la Loire bewässert. Das Val de Loire, die Sologne, la Loire sollten zeitlebens der affektive Anker dieses Mannes bleiben, der das Landleben, die einfachen Menschen, die Tiere, das Angeln, die Bäume, die Natur liebte. Genevoix malt dies alles so ausgiebig, so liebe - und respektvoll in seinen Büchern, dass er schnell das Etikett „Regionaler Schriftsteller / Ecrivain du terroir“ und „Tier-Autor / Ecrivain des animaux“ weg hatte. Für seine einnehmende Geschichte des Wilderers „Raboliot“ bekommt er 1925 den Prix Goncourt.

 

Der Krieg, dem er fast ebenso viele Bücher widmete, bildet die dritte Säule seiner schriftstellerischen Tätigkeit. Genevoix, dem eine brillante Zukunft als Akademiker bevorsteht, ist gerade Absolvent der elitären Ecole Normale Supérieure, als der Erste Weltkrieg ausbricht. 1915 wird dem 24jährigen an der Front, in der Nähe von Verdun, der linke Arm von einer deutschen Kugel kaputt geschossen. Der Frühinvalid mit Kriegstrauma setzt sein Studium nicht fort, beginnt seine Kriegserinnerungen („Ceux de 14“), niederzuschreiben. Es folgen etliche Bücher gegen das Vergessen und zur mahnenden Erinnerung an die schandvolle, sinnlose Barbarei, die so viele junge Leben (französische und deutsche) kostete. Der Pazifist Maurice Genevoix, der als französisches Pendant von Ernst Jünger betrachtet wird, gilt als einer der größten und engagiertesten humanistischen Schriftsteller des Landes.

 

Anlässlich des sich 2014 zum 100. Mal jährenden Ersten Weltkriegs liest Suzanne Bohn Auszüge aus „Ceux de 14“, aber auch Passagen, die sich mit dem heiteren Frankreich des Autors auseinandersetzen, Passagen, die von der Zerstörung, aber auch der Rekonstruktion eines Menschen handeln.

 

 

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