Françoise GIROUD

 

Von der armen Tochter türkischer Einwanderer zur einflussreichsten französischen Journalistin des 20. Jahrhunderts und zur Ministerin:

Die unglaubliche Geschichte einer self made Frau.

Die Karriere von Françoise Giroud, eigentlich Lea France Gourdji, Tochter von türkisch-jüdischen Einwanderern, die sich in den zwanziger Jahren in Frankreich niederlassen, ist beispiellos. Mit 16 Jahren beginnt sie zu arbeiten, weil sie für den Unterhalt ihrer verwitweten Mutter und ihrer Schwester aufkommen muss und will. Das Schicksal –sie nennt es Arthur, das ist der Namen ihres Schutzengels- will, dass sie vom Regisseur Marc Allégret als Scriptgirl eingestellt wird. Dotiert mit einer wahnsinnig schnellen Auffassungsgabe und einem großen Anpassungspotential arbeitet sich das blutjunge, bildschöne und extrem fleißige Mädchen zur ersten weiblichen Regieassistentin empor, (u.a. unter dem Filmemacher Jean Renoir )in einem Milieu, das absolut Frauen verachtend ist. Françoise Giroud wirkt in ca. 30 Filmen mit, für die sie mitunter die Dialoge schreibt, denn sie entdeckt, dass sie sehr schnell schreiben kann, mit einer besonderen Gabe für die einschneidende Formulierung, die sie zur Journalisten-Karriere geradezu prädestinieren. Nach 1945 wird sie zur Chefredakteurin der ersten modernen und feministischen Frauenzeitschrift „ELLE“. Alles was sie anfasst, wird zu Gold. So auch 1953, als sie dem Mann ihres Lebens, Jean-Jacques Servant-Schreiber, dem Grand Seigneur des Journalismus, begegnet und mit ihm die politische, links orientierte Wochenzeitschrift „L´Express“ gründet, die sie bis 1974 mit herausgibt. Wieder ist sie die erste und einzige Ko-Direktorin einer Zeitung in dieser von Männern dominierten Domäne der schreibenden Zunft. Die Autodidktin, die nicht einmal Abitur hat, wird zur einflussreichsten Journalistin ihrer Zeit, zur Intellektuellen, deren spitze Feder und deren politischen Stimme zählt und sogar gefürchtet wird.

Und ihre Karriere geht unaufhaltsam weiter. 1974 holt sie Präsident Giscard d´Estaing ins Staatsministerium, wo ihr das Ressort Frauenministerium anvertraut ist. 1977 wechselt sie zum Kultusministerium über. Ihren Erfolg erklärte sie selber so: "Meine erste Lebenslektion bekam ich von meinem Vater, gleich bei meiner Geburt. Eine Tochter hatte er schon. Nun wollte er einen Sohn. Als es mich sah, sagte er: „Oh nein, was für ein Unglück!“. Er lehnte mich umgehend ab. Mein Leben lang entschuldigte ich mich dafür, kein Junge zu sein. Mein Leben lang wollte ich beweisen, dass, wenn ich schon ein Mädchen bin, ich genauso gut wie ein Junge sein konnte“

Auch als Schriftstellerin werden Françoise Giroud große Erfolge beschert. Ihre Biographien der Alma Mahler, der Cosima Wagner, der Jenny Marx und der Marie Curie werden zu Bestsellern. Ebenso reißt man sich um ihre „Chroniken einer Pariserin“, ihre jährlichen klugen, scharfen und ironischen Rückblicke der gesellschaftlichen, politischen Ereignisse ihrer Zeit.

Françoise Giroud, die Tochter von türkischen Einwanderen, wurde zur Vorzeigefranzösin des 20. Jahrhunderts: Scharfe Intelligenz, bissiger Humor, unmwerfende Erotik, Eleganz und Feminität, sprühende Lebenslust und nicht zuletzt ihre besondere Beziehung zu Männern machten sie zu einer Ausnahme-Erscheinung, einer LIcht-Gestalt des Jahrhunderts.

Die Vortragskünstlerin Suzanne Bohn wird mit gewohnter Verve das schillernde Leben der schönen, der mit Talenten über Maßen reich bestückten Françoise Giroud präsentieren, ihre glanzvollsten Seiten, aber auch ihre Miseren, denn wo Licht ist, ist auch Schatten. Für den beispiellosen, fast frechen Erfolg bezahlte Françoise Giroud einen gebührenden Preis. Sie musste Arthur schon mal die Ohren lang ziehen. Mehrmals in ihrem langen Leben war er nicht zur Stelle, als sie ihn ganz ganz dringend gebraucht hätte.

 

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